Bewusste Elternschaft

Bewusste Elternschaft

Im voran gegangenen Artikel “Bewusste Schwangerschaft” haben wir  erfahren, wie wichtig das Umfeld während der Schwangerschaft für eine bestmöglichste Entwicklung des Kindes ist.


Eine faszinierende neue Studie beschreibt die Bedeutung der elterlichen Fürsorge für die Gehirnentwicklung. Das wachsende Gehirn eines Kindes erfährt nach der Geburt aus seiner Umwelt die wichtigsten Erfahrungen, die den Ausdruck seiner Gene bestimmen, was wiederum die Verbindung der Neuronen definiert, die die Grundlage für mentale Aktivität sind, schreibt Dr. Daniel Siegel in “The Developing Mind (Siegel 1999). Man könnte auch sagen, ein Kind braucht eine geistig anregende Umgebung, um die Gene zu aktivieren, die für die Entwicklung eines gesunden Gehirns sorgen. Eltern, so die neueste wissenschaftliche Erkenntnis, wirken selbst nach der Geburt noch als Gentechniker ihrer Kinder.

 

Beim Menschen werden die grundlegenden Verhaltensweisen, Überzeugungen und Einstellungen, die wir bei unseren Eltern beobachten, in den synaptischen Verbindungen unseres Unterbewusstseins verdrahtet (haben wir im ersten Kapitel kurz erwähnt). Sobald sie einmal fest in unserem Unterbewusstsein einprogrammiert sind, steuern sie uns für den Rest unseres Lebens – es sei denn, wir finden heraus, wie wir sie umprogrammieren können. Und für diesen Fall, dass Sie nicht nicht glauben, dass das alles so unmittelbar abgespeichert wird: Erinnern Sie sich einfach mal an das erste Mal, als Ihr Kind plötzlich ein Schimpfwort aussprach, das es von Ihnen aufgeschnappt hatte. Ich bin sicher, auch Ihnen ist aufgefallen, dass die Aussprache, die Betonung und der Kontext ganz Ihre eigene Handschrift trug.

 

Wir haben im 1. Kapitel auch schon darüber gelesen, wenn gedankenlose Eltern an ihre kleinen Kinder lieblose Botschaften weitergeben, Ihnen nicht bewusst ist, dass diese Kommentare direkt als Tatsachen im Unterbewusstsein abgespeichert werden. In der frühen Entwicklung ist das Bewusstsein des Kindes noch nicht ausreichend entwickelt, um zu erkennen, dass solche elterlichen Aussagen nur verbaler Müll sind keine echten Charakterisierungen ihrer selbst. Wenn sie jedoch erst einmal im Unterbewusstsein einprogrammiert sind, werden solche verbalen Übergriffe zu inneren Wahrheiten, die unbewusst das Verhalten und das Potenzial des Kindes sein ganzes Leben lang beeinflussen.

 

Kehren wir zurück zu der evolutionären Herausforderung des Menschen, der so viel lernen muss, um zu überleben und Teil seiner sozialen Gemeinschaft zu werden. Die Evolution hat unsere Gehirne mit der Fähigkeit versorgt, in kurzer Zeit eine unvorstellbar große Anzahl von Verhaltensweisen und Überzeugungen abzuspeichern.

Derzeitige Forschungen weisen darauf hin, dass ein Schlüssel zum Verständnis dieser schnellen Speicherfähigkeit in der fluktuierenden elektrischen Aktivität des Gehirns liegt, die wir in Elektroenzephalogrammen (EEG`s) ablesen können. Sowohl Erwachsene als auch Kinder zeigen Variationen von langsamen Delta-Wellen bis hinzu schnellen Beta-Wellen. Man hat jedoch festgestellt, dass bei Kindern in jedem Entwicklungsstadium eine ganz bestimmte Wellenfrequenz vorherrscht.

Von der Geburt bis zum Alter von zwei Jahren funktioniert das Gehirn hauptsächlich in der tiefsten EEG-Frequenz von 0,5 bis 4 Zyklen pro Sekunde, die wir Delta Wellen nennen. Doch auch wenn sich ihre Gehirnaktivität die meiste Zeit in Delta Wellen messen lässt, lassen sich auch bei Säuglingen kurze Ausschläge in höhere Frequenzbereiche feststellen. Im Alter von zwei bis sechs Jahren befindet sich das Gehirn des Kindes dann hauptsächlich in einem etwas höheren Frequenzbereich, den Theta-Wellen (4-8Hz).

Ein Hypnotherapeut versetzt seine Patienten in einen Delta- und Theta Zustand, weil diese niedrige Gehirnfrequenz sehr empfindlich für Programmierungen ist.

Das gibt uns einen wichtigen Hinweis darauf, wie Kinder, deren Gehirn bis zum Alter von sechs Jahren hauptsächlich in diesen Frequenzen schwingt, die unglaubliche Menge an Informationen abspeichern können, die sie brauchen, um sich ihrer Umgebung anzupassen und Entwicklungsfortschritte zu machen.

Also gut aufgepasst: Kleine Kinder beobachten ihre Umgebung genau und speichern das Weltwissen ihrer Eltern direkt in ihr Unterbewusstsein ab. So werden Verhaltensweisen und Überzeugungen der Eltern zu ihren eigenen.

Wenn wir älter werden und unser Gehirn verstärkt in Alpha-Frequenzen schwingt, werden wir weniger leicht beeinflussbar. Die Alpha-Aktivität (8-12Hz) entspricht einem Zustand ruhigen Bewusstseins. Die meisten unserer Sinnesorgane wie Augen, Ohren und Nase beobachten die äußere Welt, während unser Bewusstsein einem Sinnesorgan gleicht, das die inneren Abläufe der körpereigenen Zellgemeinschaft widerspiegelt. Es ist sich seiner selbst bewusst.

Im Alter von ungefähr zwölf Jahren zeigt das EEG-Spektrum des Kindes bereits längere Phasen der noch höher schwingenden Beta-Wellen (12-35Hz). Beta Zustände werde als aktives oder fokussiertes Bewusstsein bezeichnet. Diese Art von Gehirnaktivität nutzen Sie zum Beispiel, um dieses Kapitel zu lesen.

Wenn das Kind erwachsen wird, ist sein Unterbewusstsein randvoll mit Informationen, die von der Fertigkeit des – Laufen Könnens – bis zu dem Wissen,  – dass ich ohnehin nichts tauge – oder dem Wissen, – dass ich alles sein kann, was ich will reichen – .

 

Die Summe unserer genetisch programmierten Instinkte bildet zusammen mit den Überzeugungen, die wir von unseren Eltern erlernt haben, unser Unterbewusstsein. Es hat so viel Macht über uns, dass wir beim Kinesiologen bei einer falschen Aussage unseren Arm sinken lassen, auch wenn wir das gar nicht wollen, und es ist in der Lage unsere guten Vorsätze fürs Neue Jahr zu untergraben.

(Auszug aus Bruce H.Lipton, Intelligente Zellen)

 

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