Man sieht, was man glaubt

“We don`t need to save the world, just spend it more wisely.”

Wir wollen alle die Welt retten, ob wir es realisieren oder nicht. Auf einer bewussten Ebene fühlen sich viele inspiriert, den Planeten aus altruistischen oder ethischen Gründen zu retten. Unbewusst werden unsere Bemühungen jedoch von einem tieferen Verhaltensprogramm angetrieben, dem sogenannten biologischen Imperativ oder Selbsterhaltungstrieb. Wir spüren instinktiv: Wenn dieser Planet unterginge, gäbe es auch für uns kein Halten mehr. Voll bester Absichten schauen wir uns um und stellen erschrocken fest: Wo anfangen?

Terrorismus, Völkermord, Armut, Klimawandel, Seuchen, Hungersnöte…. Es reicht? Jede neue Krise intensiviert unsere Verzweiflung. Die Dringlichkeit und die ungeheure Größe der Bedrohungen können überwältigend wirken. “Ich bin doch nur ein einziges Menschlein – eines von Milliarden. Wie soll ich denn etwas bewirken?” Das schiere Ausmaß der Aufgabe, verbunden mit unserem Gefühl der Kleinheit und Hilflosigkeit – und alle guten Absichten schwinden dahin. Bewusst oder unbewusst akzeptieren die meisten, dass wir ohnmächtig und gebrechlich durch eine Welt treiben, die sich jede Kontrolle zu entziehen scheint. Wir empfinden uns als schwache Sterbliche, die nur versuchen, ihren Alltag zu bewältigen.

In Ihrer Hilflosigkeit flehen die Menschen zu Gott, er möge ihre Probleme lösen. Das Bild eines fürsorglichen Gottes, der schon halb taub ist von den unaufhörlich auf ihn eindringenden Appellen, die von diesem leidenden Planeten ausgehen, wurde sehr amüsant in dem Film “Bruce allmächtig” dargestellt: Jim Carrey spielt darin Bruce, der Gottes Job übertragen bekommt. Betäubt vom Lärm der Gebete, die ständig durch seinen Kopf dröhnen, verwandelt Bruce alle Anfragen in Post-it-Notizen – und findet sich sofort unter einem Berg von Klebezetteln begraben.

Viele behaupten zwar, nach der Bibel zu leben, aber die Überzeugungen von unserer Ohnmacht sitzt so tief, dass selbst die Gläubigsten für die häufige Betonung unserer Macht in der Bibel blind zu sein scheinen. Zum Beispiel heißt es dort: Wenn ihr Glauben habt wie ein Senfkorn, so könnt ihr sagen zu diesem Berge: Heb dich dorthin!, so wird er sich heben; und euch wird nichts unmöglich sein.” So ein Senfkorn ist schwer zu verdauen. Wir brauchen nichts als Glauben, und alles wäre möglich? Wow!

Aber im Ernst: Angesichts dieser göttlichen Anweisungen kann man sich fragen, ob unsere angenommene Ohnmacht und Gebrechlichkeit wirklich ein notwendiger Bestandteil unseres Menschseins ist. Neue Erkenntnisse der Biologie und der Physik haben da erstaunliche Alternativen zu bieten. Sie weisen darauf hin, dass unser Gefühl der Ohnmacht nur eine erlernte Beschränkung ist.

Wenn wir fragen: “Was wissen wir über uns selbst?”, müsst es eigentlich heißen: “Was haben wir über uns gelernt?” Und am Ende des Tages muss man gar nicht viel tun, um den nächsten besser zu gestalten – außer Neues zuzulassen.